HANDARBEITS-, WERK- UND KUNSTUNTERRICHT

Konzentration und Ausdauer stärken die Willenskraft, Form- und Gestaltungsprozesse die Kreativität. Das alles schult der Werkunterricht. Die Abfolge der Tätigkeiten prägen das Handeln und geben ihm Struktur. Das Bewusstsein, etwas zu können, gibt Lebenssicherheit.

Die Handarbeit bildet gemeinsam mit den musischen und handwerklichen Fächern eine wichtige Säule des Waldorfschulunterrichts. Schon in der ersten Klasse beginnen die Kinder Schafwolle zu bearbeiten, zu kämmen, zu färben, erste Fädchen zu drehen und dann ein kleines Zwerglein zu stricken. Wie die moderne Neurophysiologie inzwischen bestätigt hat, wirkt sich das Erlernen so hoch komplizierter feinmotorischer Fähigkeiten nachweislich positiv auf die Entwicklung des Denkvermögens aus. Im Laufe der ersten Schuljahre lernen die Kinder Stricken, Häkeln, Sticken, Filzen und Nähen und fertigen Flötenbeutel, Umhängetaschen, Stofftiere, Puppen, Socken, Mützen, Handschuhe, Schuhe und vieles mehr. Ganz selbstverständlich werden unterschiedliche Materialien kennengelernt und der gestalterische Umgang mit Farben geübt. In der achten Klasse wird mit der Nähmaschine ein eigenes Kleidungsstück genäht und bei der Kostümerstellung für das Achtklassspiel mitgeholfen. In der Oberstufe folgen mit dem Spinnen, dem Weben, der Kartonage und dem Buchbinden weitere Künste, die sowohl handwerkliches Können als auch vorausschauendes Denken verlangen. Nach elf Jahren Handarbeit haben die Schülerinnen und Schüler buchstäblich gelernt, die Fäden selbst in die Hand zu nehmen.

Das Erleben von Inhalten, insbesondere der Mythologien und des Alten Testamentes, und das damit verbundene Malen und Zeichnen begleiten die Kinder durch ihre ganze Schulzeit. Bilder zu Märchen, Fabeln, Pflanzen und Tieren sind wichtiger Teil der Epochenhefte.
In der Mittelstufe wird der eigene Standpunkt wichtig: Perspektivisches Zeichnen fordert genaue Beobachtung und präzises Arbeiten. In der Oberstufe schließlich üben die Jugendlichen den freien Umgang mit Farbe und Licht.

„Wenn wir in richtiger Weise mit dem Kind stricken und Dinge machen, die Sinn haben, dann arbeiten wir wirklich oftmals mehr am Geiste, als wenn wir den Kindern das beibringen, was man für das Geistige hält.“
(Rudolf Steiner)

Schmieden

Unsere Schmiede

Die Schule besitzt sogar eine eigene Schmiede: Hier lernen Neuntklässler am Feuer den rechten Griff und den rechten Schlag zur rechten Zeit zu tun. Das Material ist der Lehrmeister, denn Eisen muss geschmiedet werden, solange es heiß ist.

Kunstfahrt nach Azzano und Florenz

Ein Höhepunkt der 12. Klasse ist die Kunstfahrt nach Azzano und Florenz in Italien. Ein im Flussbett selbst gesuchter weißer Marmorstein wird behauen. Die Jugendlichen werden ganz eins mit ihrem Stein, halten mit seiner Form Zwiesprache und können stundenlang arbeiten. Zum seelischen Erleben gehören aber auch das italienische Licht, die Farben, die Landschaft, die Geräusche vom Steinbruch gegenüber.

Nach rund 10 Tagen intensiver Arbeit geht es dann nach Florenz, der Stadt des Michelangelo, der Renaissance.