Athen, 411 v. Christus, die Frauen freuen sich: nächste Woche werden ihre Männer für einen Monat von der Front im Krieg gegen Sparta nach Hause kommen, viele Söhne sollen in diesen Wochen gezeugt werden, um die negative demographische Entwicklung Griechenlands aufzuhalten und wieder Krieger für den Kampf gegen Sparta großziehen zu können. „Mädchen wünsche ich euch, nur Mädchen!“, mit diesen Worten erzürnt eine Greisin die gut gelaunte Gruppe. Sie selber habe sieben Söhne im Krieg verloren. Obwohl zuerst verärgert, lässt dieser Wunsch die Frauen jedoch sehr nachdenklich zurück und sie schmieden einen Plan.
Für ihr Klassenspiel hatte sich die 12 b der Freien Waldorfschule Chiemgau das Stück „Lysistrata – Der Krieg muss weg“ ausgewählt. Die moderne Version von Michela Gösken des antiken Stoffes von Aristophanes thematisiert nicht nur die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen sondern stellt auch die Sinnhaftigkeit jeglicher Kriege extrem in Frage – dabei ist das Ganze als Komödie verpackt.
Diesen Spagat des Stückes brachten die Schülerinnen und Schüler wunderbar auf die Bühne des Chiemsee Saals. Da ist das Heer der Athener, die angefeuert von ihrem Kommandanten, im Chor brüllen sollen, wie sie den Spartanern zu Leibe rücken wollen. Leise und zaghaft sind sie jedoch nur, kriegsmüde. Auch sie träumen schon von ihren Frauen zuhause am Herd. Doch diese sind nicht mehr dort zu finden. Nein, die Frauen haben die Kriegskasse entwendet und besetzen die Akropolis. Und das ausgerechnet mit der Hilfe einer Spartanerin, geeint in dem Wunsch nach Frieden. Ihre Männer sollen erst verrückt nach ihnen werden, dann werden sie sich den ehelichen Pflichten widersetzen. Unter einer Bedingung würden sie wieder zu ihren Männern zurückkehren: Kriegsdienstverweigerung. Völlig ausgeschlossen ist das für die überraschten Ehemänner. Dass ihre Frauen einen Beschluss dazu gefasst haben, ist unverständlich, Demokratie ja, aber bitte ohne die Frauen. Wo kämen sie denn dahin, mit Untergebenen zu verhandeln. Mit Drohungen, einer List und schlussendlich mit herzerweichendem Liebesgesang versuchen die Athener ihre Frauen zu überzeugen. Von der Dichtung berührt sind manche Frauen schon bereit zur Aufgabe, doch die Greisin sagt die Wiederkehr des Irrsinns voraus, es würde erneutes Sterben geben. Wachgerüttelt davon, bleiben sie standhaft und siegen. Die Männer unterschreiben, nicht mehr in den Krieg zurückzukehren.
Die komödiantischen mit viel Emotionen gespielten Szenen brachten das Publikum zum Lachen, als zum Schluss des Stücks die Klasse gemeinschaftlich sang: „Wir sind nicht Mensch geworden, um Menschen zu ermorden. Das macht doch keinen Sinn.“, herrschte ein großes Wir-Gefühl im Saal und als Zuschauer stimmte man in Gedanken in diese Worte mit ein.
Ein großes Danke an die 12b für diesen vergnüglich-nachdenklichen Theaterabend!