Parzival - der Gralskönig wartet auf die erlösende Frage

Parzival in Kürze? Was hat es mit der Inszenierung von Peter Raffalt, die Elemente aus dem ursprünglichen Versepos von Wolfram von Eschenbach übernimmt, auf sich? Diese Fragen löste die Klasse 12a bei ihrem Klassenspiel im Chiemsee Saal auf. Sie erzählen auf der Bühne das Leben des Parzival, der auszieht um ein Ritter der Tafelrunde des König Artus zu werden. Aber halt nein, so einfach und direkt geht es in diesem Werk nicht voran. Da ist zuerst seine Mutter, die ihn nicht ziehen lassen will, sie wünscht ihm ein behütetes, sicheres Leben. Doch geblendet von der glänzenden Rüstung des roten Ritters fasst „Liebling“ – sein ganzes Leben wurde er nur so genannt – den Entschluss auch ein Ritter werden zu wollen. Mit viel Naivität gepaart mit einer Portion Mut macht er sich auf, um König Artus zu suchen. Manches Missgeschick wird ihm passieren, versucht er doch in seiner Torheit alle guten Ratschläge, die er erhalten hat, zu befolgen.

Die Szenen wechseln schnell, das Bühnenbild wird mit wenigen Handgriffen eindrucksvoll verändert und die Zuschauer werden mit auf die Reise des Parzival genommen. Das Werk ist durchzogen von herrlich komödiantischen Elementen: Parzival, der Rapper, als er endlich seinen wahren Namen erfährt, die dekadente Tafelrunde am Hofe Artus, die 99 Tipps „for a successful life“ von Gurnemanz oder der Gralskönig, der mit zunehmender Verzweiflung versucht, Parzival die einzig richtige Frage zu entlocken.

Den roten Faden der Erzählung spinnt und hält dabei der Erzähler und Minnesänger, ernsthaft, ironisch, mit viel Wortakrobatik. Als Parzival den Gral das erste Mal sieht und dabei in seiner Zurückhaltung vergisst, den todkranken König nach seinem Leiden zu fragen, wird er mit der Verwandlung in ein Schwein bestraft. Nach 4 1/2 Jahren Herumirren in der Welt gerät er endlich in seine erste therapeutische Sitzung und er erhält den Ratschlag: den Gral findet man nicht, sondern man wird vom Gral gefunden. Ende gut – alles gut.

Ein witziges, freches und dennoch zartes Road Movie ohne Road – das brachten die Zwölftklassler mit echter Hingabe bis in kleinste Detail auf die Bühne des Chiemsee Saals. Ton-, Lichttechnik, Bühnenbild, Kostüme und natürlich die Schauspielerei – alles aus der Hand der 12a!