„Wir wissen, was Sie wollen!“
Die Bühne im König Ludwig Saal als Supermarkt mit Regalen für Liebe und Selbstmitleid, für alle Wünsche und Begehren, in der Tiefkühltruhe „Frigitte, der eiskalte Männertraum“, angesiedelt irgendwo in einer Metropole des mittleren Westens zur heutigen Zeit. Was steckt dahinter? Es ist die Aufführung des Klassenspiels unserer 12 b, ausgewählt wurde das Stück „Hysterikon“ der Autorin Ingrid Lausund.
Gleich zu Beginn der Inszenierung machen die Kassierer an der Supermarktkasse klar: „Zahlen muss jeder. Preise stehen fest. Gehandelt wird nicht. Sie können kriegen, was Sie wollen, vorausgesetzt, Sie können zahlen.“ Alles kann eingetauscht werden gegen alles Mögliche. Zum Beispiel Träume, Ehrlichkeit, Würde, Gesinnung, Freunde, Kinder, Partner. Denn was etwas wert war, wisse man leider oft erst, wenn es nicht mehr da ist.
Und dann wird der Supermarkt geöffnet und scheinbar ganz normale Kunden strömen ein. Doch nach und nach kommen die skurrilsten Persönlichkeiten zum Vorschein: Die Frau mit der Jutetasche, die den Ausländer – der gar keiner ist – unbedingt retten möchte. Das Mädchen, das einfach keine Entscheidung treffen kann und sich deswegen wieder nicht traut eine junge Frage anzusprechen. Der jungen Frau, die gerne ja gesagt hätte, es aber auch nicht gewagt hat, wird ein Stück ihrer LifeCard abgeknipst, für eine verpasste Möglichkeit im Leben. Ein Mann, der Schwefelsäure kauft und offensichtlich einen Racheakt plant, wird zufällig von einer Frau beobachtet und sie wirft alles in die Waagschale, um ihn davon abzuhalten – mit Erfolg. Mit viel Ausdruckskraft und sarkastischem Humor bringen die Schülerinnen und Schüler der 12 b alle Themen, mit denen die Autorin des Stücks, der Gesellschaft eine fulminante Revue des satten Konsumentenlebens als Spiegel vorhalten will, auf die Bühne. So fragt man sich als Zuschauer: Hat man nicht selber schon einmal in seinem Alltag den paranoiden Kunden erlebt, der erst bezahlen kann, wenn alle anderen weg sind? Was ist wirklich und was unwirklich? Was ist Fassade und was sind die Gedanken? Bei Sequenzen grell-zuckenden Lichts und lauter Musik lassen die Darsteller in die innere Zerrissenheit der Charaktere blicken: da bleibt von der durchgestylten Frau, die mit gelangweilter Fassung den Seitensprung ihres Partners erträgt nur noch ein in sich zusammengekauertes Häufchen.
Auch bei Frigitte wird klar: Sie wünscht sich einen Menschen, mit dem sie sich ins Alter träumen kann. Und kurz vor Ladenschluss kommt ein betagter Mann an die Kasse, der sein Leben umtauschen möchte, dieses Fotoalbum voller Erinnerungen kann doch nicht sein Leben gewesen sein, es müsse hier ein Irrtum vorliegen. Der Umtausch endet mit seinem Tod, das sei doch klar, so die Kassierer. Der Supermarkt wird geschlossen.
Nicht jedoch die Bühne, auf der die 12 b mit Applaus für dieses anspruchsvolle Stück gefeiert wird. Sie haben es geschafft rasant zu unterhalten und zum Nachdenken anzuregen.
Liebe 12 b, ihr sagt DANKE in eurem Programmheft – wir sagen DANKE für diese und alle anderen Aufführungen eurer Schullaufbahn!