Am 31. Juli war es so weit: Unsere diesjährigen Zwölftklässlerinnen und Zwölftklässler erhalten feierlich ihren Waldorfabschluss. Hinter ihnen liegen viele Jahre gemeinsamen Lernens, Entdeckens, Schaffens, Zweifelns und Wachsens. Mit diesem besonderen Moment würdigen wir nicht nur ihre schulischen Leistungen, sondern auch ihre persönliche Entwicklung, ihren Mut, ihre Ausdauer und ihr Engagement.
Ein herzlicher Glückwunsch an euch alle! Wir freuen uns mit euch und sind stolz auf euren Weg!
Was ist der Waldorfabschluss – und warum ist er so besonders?
Der Waldorfabschluss ist weit mehr als ein Zeugnis oder eine Prüfung. Er ist der Ausdruck einer über Jahre gereiften Bildung, die den ganzen Menschen meint. Hier geht es nicht allein um Fachwissen, sondern um Selbstständigkeit, Kreativität, soziales Lernen und die Fähigkeit, eigene Ideen in die Welt zu bringen.
Er zeigt, was ein Mensch kann, mit Kopf, Herz und Hand. Und genau darin liegt seine Kraft: Er macht sichtbar, wie sehr unsere Schülerinnen und Schüler im Laufe der Schulzeit gewachsen sind.
In den Mittelpunkt rücken Projekte, die über viele Monate hinweg getragen werden und zeigen, wie viel Tiefe, Ausdauer und Eigenverantwortung in jungen Menschen steckt:
Das 12. Klassstück ist ein selbstständig inszeniertes Theaterstück, das die Klasse gemeinsam auf die Bühne bringt. Von der Stückauswahl über die Rollenverteilung, die Regiearbeit, Bühnenbild, Kostüme bis hin zur Aufführung übernehmen die Jugendlichen alles selbst. Es entsteht ein lebendiges Gemeinschaftswerk, das nicht nur künstlerisch, sondern auch menschlich beeindruckt.
Die Projektarbeit in Klasse 11 und 12 ist ein echtes Herzensprojekt. Über zwei Schuljahre hinweg widmen sich die Schülerinnen und Schüler einem selbst gewählten Thema – wissenschaftlich, handwerklich oder künstlerisch. Sie dokumentieren ihre Arbeit schriftlich und stellen sie öffentlich vor. Es ist ein Moment des Stolzes, der zeigt, wie viel ein junger Mensch mit Leidenschaft und Ausdauer leisten kann.
Der Eurythmieabschluss bringt die inneren Bewegungen und Ausdruckskräfte der Schülerinnen und Schüler auf die Bühne. In einem Bühnenprogramm aus Musik und Sprache zeigen sie ihre künstlerische Entwicklung – oft mit leisen, tiefen Momenten, die lange nachwirken.
Die Kunstreise in der 12. Klasse führt die Jugendlichen nach Florenz und Azzano. In Florenz betrachten sie große Werke der Kunstgeschichte an ihrem Ursprungsort. In Azzano arbeiten sie selbst schöpferisch: Aus einem rohen Marmorblock entsteht eine eigene Skulptur. Dieser künstlerische Prozess unter freiem Himmel verlangt Konzentration, Hingabe und innere Klarheit und schenkt bleibende Erfahrungen.
Die vier Praktika als Lernorte des Lebens ergänzen die schulische Entwicklung mit ganz praktischen Erfahrungen:
Im Forstpraktikum in der 9. Klasse verbringen die Jugendlichen mehrere Tage im Wald. Sie lernen Bäume bestimmen, Holz verarbeiten, Lebensräume schützen und erleben die Natur als Kraftquelle und Arbeitsfeld.
Im Landwirtschaftspraktikum in der 9. Klasse lernen sie die Zusammenhänge des natürlichen Lebens kennen. Sie erleben den Rhythmus der Jahreszeiten, körperliche Arbeit und die Verantwortung für Tiere, Pflanzen und Erde.
Im Betriebspraktikum in der 10. Klasse tauchen sie erstmals in die Berufswelt ein, sammeln Erfahrungen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern und gewinnen wertvolle Orientierung für die Zukunft.
Im Sozialpraktikum der 11. Klasse begegnen sie Menschen in besonderen Lebenssituationen, etwa in Pflegeheimen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Sie lernen, sich einzufühlen, Verantwortung zu übernehmen und sich in andere Lebenswirklichkeiten hineinzudenken.
Alle diese Leistungen fließen in den Waldorfabschluss ein. Sie werden nicht mit Ziffern benotet, sondern in ausführlichen Gutachten beschrieben, individuell, differenziert und wertschätzend.
Der Waldorfabschluss ist keine standardisierte Prüfung, sondern ein Ausdruck gelebter Bildung.
Er zeigt nicht nur, was ein Mensch weiß, sondern wer er geworden ist.
Und genau deshalb ist er so wertvoll.
Staatliche Abschlüsse an unserer Schule
Parallel zum Waldorfabschluss erwerben unsere Schülerinnen und Schüler an unserer Schule auch staatlich anerkannte Schulabschlüsse.
Nach der 12. Klasse kann der mittlere Schulabschluss (Realschulabschluss) abgelegt werden, nach der 13. Klasse besteht die Möglichkeit, das Abitur zu erwerben.
Die Prüfungen werden in Bayern in enger Kooperation mit staatlichen Schulen durchgeführt. Unsere Schülerinnen und Schüler werden sorgfältig vorbereitet und individuell begleitet. Die Prüfungen selbst entsprechen in Inhalt und Form den staatlichen Anforderungen und sind bundesweit anerkannt.
Trotz der zum Teil höheren Prüfungsanforderungen schneiden unsere Jugendlichen im Vergleich mit öffentlichen Schulen regelmäßig gleich gut oder sogar besser ab.


