Mord im Orient Express - Theater 8a, Freie Waldorfschule Chiemgau

Ein Rückblick auf das Theaterstück der Klasse 8a

Ein Zug, ein Mord, ein weltberühmter Detektiv – wer von uns kennt ihn nicht: „Den Mord im Orientexpress“, den Roman von Agatha Christie, der auf der Fahrt von Istanbul nach London handelt und in dem die Schriftstellerin ihrer Figur Hercule Poirot seinen moralisch schwierigsten Fall übernehmen lässt. Die Klasse 8a wählte sich dieses Stück für ihr Klassenspiel und nahm im Chiemsee Saal die Zuschauer mit auf die Reise.

Eigentlich ist Detektiv Poirot in Urlaub, aber da er seinen Beruf mit Leidenschaft lebt, belauscht er bereits kurz vor der Abreise das Gespräch eines jungen Paares, das ihm verdächtig erscheint, vor allem, da die beiden darauf bedacht sind, nicht zusammen in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. „Erst wenn alles vorbei ist“, raunt die Frau dem Mann zu. Beim Einstieg in den Zug nimmt Poirot die ganze illustre Gesellschaft wahr. Diese starken Charaktere hatten sich die Schülerinnen und Schüler der 8a zu eigen gemacht: sei es der französische Akzent des Detektivs, die Affektiertheit von Mrs. Hubbard, auch Madame Bourbon genannt, die Unterwürfigkeit des Sekretärs Hector Macqueen oder die gealterte Prinzessin Dragomiroff mit ihrer gläubigen, dennoch sehr ängstlichen Begleitung Greta Ohlsson. Detailverliebte Kostüme unterstrichen die Darstellung. Und dann ist da noch der erfolgreiche Geschäftsmann Samuel Ratchett – er ist auf der Flucht, da er seit wenigen Wochen Drohbriefe erhält. Sein Versuch, Poirot für sich zu engagieren, scheitert.

Die Reise kann beginnen! Und endet jedoch nach wenigen Stunden, der Zug steckt im Schnee fest. Für einen der Gäste endet auch sein Leben: Samuel Ratchett wird mit acht Messerstichen getötet in seinem Abteil aufgefunden. Für Mrs. Hubbard ist klar, der Mörder war ein geheimnisvoller uniformierter Mann. Das brillante Bühnenbild dieses Stücks wurde bei Szenenwechsel mit wenigen Handgriffen verändert und stellte entweder die Abteile der Reisenden oder den Speisewagen dar. Dort will Poirot alle verhören, doch statt dass sich die Schlinge für den Mörder enger zieht, kann jeder in der vermeintlichen Tatzeit zwischen Mitternacht und 2 Uhr morgens ein Alibi nachweisen.

Bei der Inszenierung bestand eine Herausforderung darin, die handelnden Personen mit der Anzahl der Schüler in Einklang zu bringen. Um dieser gerecht zu werden, hatte man sich entschieden, die meisten Rollen in der Pause zu wechseln. Für die Besetzung nach der Pause bedeutete das, die Geschwindigkeit und das Zusammenwirken der ersten Besetzung mit dem Publikum aufzunehmen. Keine leichte Aufgabe, denn als Zuschauer fühlte man sich mitgerissen von den Emotionen, mittlerweile wusste man: der Ermordete war selber der Mörder eines 5-jährigen Mädchens. Doch die Aufgabe gelang der 8a fließend. Sofort war man wieder mit dabei und begleitete Hercule Poirot weiter bei seinen Ermittlungen. Diese wurden immer verworrener, warum nur hatten so viele der Reisenden mit dem Ermordeten zu tun gehabt? Warum wiederum logen andere so offensichtlich? Im Show-down offenbart der Meisterdetektiv das Ergebnis seiner Ermittlungen: alle sind schuldig. Und dennoch wird er für die Polizei die Variante des geflüchteten Einzeltäters darstellen. „Eine Entscheidung, die mich auch viele Jahre später noch schlaflos wach liegen lässt.“